Was Kinder und Jugendliche in der Schule lernen, ist für die meisten Eltern noch gut nachvollziehbar. Danach jedoch schlagen sie eigene Berufswege ein, vielleicht in einem fachlichen Umfeld, mit dem die Eltern inhaltlich wenig anfangen können. Wie kann man sich als Elternteil darauf vorbereiten, was auf das eigene Kind zukommt und mit welchen Herausforderungen es während der Lehrzeit konfrontiert sein wird? Einen Einblick darin, was Jugendliche bei der Lehre lernen, gibt es in diesem Beitrag.
Das duale Ausbildungssystem
In Österreich gibt es das duale Ausbildungssystem. Das heißt Jugendliche, die sich für einen Lehrberuf entscheiden, werden zu 80% im Lehrbetrieb, in dem sie angestellt sind, fachlich ausgebildet. Die restlichen 20% ihrer Zeit verbringen sie in der Berufsschule, in der ihnen das theoretische Hintergrundwissen vermittelt, aber auch ihre Allgemeinbildung weiter gefördert wird. Die Berufsschulzeit kann entweder am Block über mehrere Wochen absolviert werden oder an einen konkreten Tag pro Woche, neben der praktischen Ausbildung im Betrieb, stattfinden. Dieses Zusammenspiel in der Ausbildung soll das Beste aus den Jugendlichen herausholen. International ist dieses duale Ausbildungssystem hoch angesehen und bringt große Erfolge.
Vom Lehrling zum Facharbeiter
Die Jugendlichen lernen während ihrer Lehre somit hauptsächlich im Lehrbetrieb. Sie können von Anfang an in der Firma mitarbeiten und tauchen so Schritt für Schritt immer mehr in die Arbeit eines Fachangestellten ein. Lehrlinge werden dabei von erfahrenen Angestellten und dem Lehrlingsbeauftragten des Unternehmens dabei unterstützt, immer mehr fachliche Fähigkeiten zu entwickeln. Sie dürfen selbst immer mehr ausprobieren, haben aber den Fachangestellten im Hintergrund und können stets auf dessen Hilfe zählen. Jugendliche lernen so während der Lehre ganz natürlich und alltäglich immer mehr kennen und können stetig mehr Verantwortung für ihr eigenes Tun übernehmen. So werden sie Schritt für Schritt innerhalb weniger Jahre vom Lehrling zum ausgebildeten Facharbeiter.
Orientierung in der Arbeitswelt
Meistens ist die Lehre die erste Arbeitsstelle im Leben der Jugendlichen. Sie kommen oft direkt von der Schule und lernen im Betrieb nicht nur die konkreten Skills, die sie für die Ausführung ihres Berufs benötigen, sondern auch wie die Arbeitswelt generell funktioniert. Jugendliche lernen in der Lehre ein Teamgefüge kennen und im Idealfall auch, wie sie sich darin einbringen können. Hier erleben sie erstmals professionelle Hierarchien und wie man sein jeweiliges Verhalten oder seine Art der Kommunikation situationsbedingt anpassen sollte. Sie übernehmen Verantwortung und spüren, was es heißt, sich selbstständig weiterzuentwickeln. Außerdem wird ihnen beigebracht, wie wichtig Pünktlichkeit und Verlässlichkeit in einem Team sind. Das alles und noch viel mehr sind Fähigkeiten, die nicht nur während der Lehrzeit und im jeweiligen Lehrbetrieb wichtig sind, sondern die Jugendlichen ihre gesamte berufliche Laufbahn lang begleiten werden.
Jugendliche lernen in der Lehre fürs Leben
Die Herausforderungen, die Jugendlichen der Arbeitsalltag immer wieder stellt, lassen sie auch persönlich wachsen. Die Lehrlinge müssen lernen flexibel zu reagieren und sich an verschiedene Gegebenheiten und Situationen anzupassen. Die Kommunikationsfähigkeiten von Jugendlichen werden trainiert, sie müssen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Firma mit Ansprechpartnern reden und wissen, wie sie sich in jeweiligen Situationen verhalten können.
Persönlichkeitswachstum in der Lehre
Gerade wenn Jugendliche in ihrer späteren Laufbahn viel erreichen wollen, sind durchdachtes Planen und das Setzen von Zielen wichtige Fähigkeiten. Während der Lehre wird der Grundstein dafür gelegt. Das große Ziel ist der Lehrabschluss, eine fertige Berufsausbildung. Auf diesem Weg kann es weitergehen zum Meistertitel oder auch in eine andere Richtung – aber auf alle Fälle vorwärts. Jugendliche werden auf dieser Reise sicherlich mit Problemen konfrontiert und können an diesen wachsen. Mit der Unterstützung des Lehrlingsbeauftragten meistern sie auch unangenehme Kundengespräche oder müssen für Fehler einstehen, die ihnen unterlaufen sind. Aber wenn sie sich diesen Problemen stellen, können sie weiterwachsen und ein Selbstvertrauen aufbauen, dass ihnen ihr gesamtes weiteres Leben lang helfen wird.
Miteinander Lernen
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Lehre nicht nur eine Berufsausbildung ist, sondern auch einen wesentlichen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung von Jugendlichen leistet. Außerdem lernen Jugendliche in der Lehre viele neue Menschen kennen. Kontakte und Netzwerke, die ihnen auch nach einer etwaigen beruflichen Veränderung erhalten bleiben und immer wieder aktiviert werden können. Menschen, die sie einen kleineren oder größeren Teil ihres Lebens begleiten, sie fördern, weiterbringen und ihren Lebensweg nachhaltig positiv beeinflussen. Alle Informationen über interessierte Lehrbetriebe in Ihrer Nähe finden Sie, nach Branche aufgeteilt, in der Lehrbetriebsübersicht.
